Etappe 10: Burgos – Hontanas (31 km)

Heute habe ich ehrlich die Hoelle auf Erden erlebt. Voellig am Ende meiner Kraefte konnte ich mich nach einer 31 Kilometer-Strecke doch noch ins Ortszentrum von Hontanas schleppen… Der Weg war nicht nur landschaftlich einzigartig, sondern auch einzigartig hinsichtlich meiner bisher gesammelten Erfahrungen.
Vielleicht beginne ich die heutige Schilderung wieder mit einem Zitat aus dem Reisefuehrer: „Wer von Burgos redet, spricht unwillkuerlich vom Wetter.“ – Bereits gestern, nachdem wir die geniale und hoechst imposante Kathedrale – im Uebrigen neben Toledo und Sevilla eines der drei groeszten Gotteshaeuser in ganz Spanien- in Burgos besichtigt haben, wurden wir kurz danach von einem Gewitter, das aus dem sprichwoertlichen heiteren Himmel gekommen ist, ueberrascht. Heute gings leider in dieser Art weiter. Die Burgos-ianer witzeln ja immer damit, dass sich der Sommer in Burgos gerade mal vom 25. Juli, dem Tag des heiligen Jakobus (UND dem Geburtstag unserer lieben Babs!) bis zum 26. Juli, dem Tag der heiligen Anna erstrecken wuerde. So wie sich die Stadt mir gezeigt hat, koennte da sogar was dran sein…
Ueber Mittag musste ich mich dann wieder durch die Hitze kaempfen, was ich aber sehr genoszen habe: Ich habe mir die Zeit mit Singen vertrieben. Wohl unterbewusst, weil ich eben selbst gern im Bikini irgendwo am Strand gelegen waere, hat sich „Itsy Bitsy Teeny Weeny“ in meinem Kopf festgesetzt. Immer wieder habe ich nach hinten geschaut, ob eh kein Peregrino meine falschen Toene mithoeren kann/muss. Irgendwann wars mir dann wurscht und ich hab voller Inbrunst losgesungen! Voller Inbrunst habe ich am spaeten Nachmittag dann auch zu Fluchen begonnen: Der Reisefuehrer warnt zwar davor, dass man durch oedes Gebiet (wieder mal Getreidefelder) geht, aber dass das sooooo laaaaange dauern kann, haette ich mir diesmal nicht gedacht. Hinter jeder Huegelkuppe habe ich mir den Ort vorgestellt, den ich erreichen wollte. Sobald ich die Kuppe(n) „erklommen“ hatte, wurde ich wieder enttaeuscht: NICHTS! NICHTS! NICHTS ist da zu sehen!
„Unerwartet taucht dann endlich Hontanas auf.“ Ich hab noch nie so darauf GEWARTET, dass etwas UNERWARTETES passiert, denn ich war zu dem Zeitpunkt nass bis auf die Knochen, voellig entkraeftet, demotiviert und habe auf jedem Schuh mindestens 10 Kg Gatsch mit mir mitgetragen. Aus Wut ueber diese Situation – erstmals auf dem Weg habe ich mir die Frage gestellt, WAS zum Teufel ich hier eigentlich mache? – mussten dann saemtliche Disteln, die mich beim P***** immer in den Allerwertesten stechen, dran glauben – Wieder voller Inbrunst habe ich ihnen mit dem Trekkingstock ihren wunderschoenen lilafarbenen Distelkopf abgeschlagen! Das ging dann solange bis endlich das Unerwartete vor meinen Augen aufgetaucht ist.

Ein Kommentar


  1. na mahlzeit!
    nach dir gibts nur noch erstochenes heu (obwohl ja eh schon tot) und geköpfte disteln! eine spur der verwüstung zieht sie hinter sich!!!

    klingt aber alles in allem echt nervenraubend.

    kann mich noch an wanderungen mit meinen eltern erinnern (so vor ner halben ewigkeit), bei denen ich bockig am weg liegen geblieben bin und mich geweigert habe noch eine einzige kurve zu gehen hinter der dann immer noch nicht die (von meinem papa hoffnungsvoll hochgeprisene und „wir sind gleich da“ betitelte) scheiß hütte gestanden is – seit dem bin ich was wanderungen betrifft traumatisiert, habe damals sogar meine kontaktlinse beim „streikschlafen“ verloren und musste dann halb blind den steinigen berg hinabsteigen…natürlich bin ich dann gestürzt 🙂

    soviel dazu!

    danke für die geburtstagserwähnung 🙂

    bussi süße!

    babs

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